Zeichnen mit Papierwischer

Bei vielen Zeichnungen, welche ich hier bei mir im Zeichenblog präsentiere, kamen auch häufig Papierwischer mit zum Einsatz. Was nun aber Papierwischer sind und wie man diese anwendet, das zeige ich Euch ausführlich mit einigen Beispielen in diesem Artikel.

Was ist ein Papierwischer?

Papierwischer werden auch als Estompen bezeichnet. Sie sind rund und in unterschiedlichen Durchmessern erhältlich. Außerdem an beiden Enden angespitzt und bestehen lediglich, wie der Name es schon verrät, aus aufgerolltem Papier. Man kann, wenn man will, sich diese sogar selber herstellen, von dem ich aus persönlicher Erfahrung jedoch abraten würde. Zum einen wäre der “Bastelaufwand” im Vergleich zum allgemeinen Set-Preis (6 Stück für durchschnittlich gerade mal 1,90 EUR) zu hoch und zum anderen sind die selbst hergestellten Papierwischer bei weitem in der Handhabung nicht so gut als wie die industriell gefertigten.

Anwendung finden Papierwischer beim Zeichnen mit Bleistift, Farbstifte, Pastell, Kreide und Kohle, um vor allem weiche Übergänge oder Farbverläufe zu erreichen.

Zur Verdeutlichung des Effektes, welcher erreicht werden kann, habe ich eine Tonwertskala mit unterschiedlichen Bleistiftstärken von 3H bis 8B aufgezeichnet (siehe Abbildung 1.1) und anschließend mit einem Papierwischer überarbeitet. Wie man erkennen kann, sind die Abgrenzungslinien zwischen den einzelnen Quadraten kaum noch zu sehen (siehe Abbildung 1.2).

Tonwerte ohne Papierwischer
Abbildung 1.1
Tonwerte mit Papierwischer
Abbildung 1.2

Die Vorgehensweise

Um die Vorgehensweise zu verdeutlichen, habe ich auf normalen Zeichenpapier ein mittelgroßes Rechteck aufgezeichnet, in der Mitte geteilt und anschließend mit zwei unterschiedlichen Bleistiftstärken H und HB ausschraffiert (siehe Abbildung 2.1).

Beispielfläche ohne Papierwischer
Abbildung 2.1

Mit geradlinigen oder kreisenden Bewegungen wird nun die gesamte Fläche mit dem Papierwischer überarbeitet (siehe Abbildung 2.2). Vorteilhaft ergibt es sich, von helleren zu dunkleren Bereichen überzugehen, was jedoch aber kein Muss ist. Wie man hierbei vorgeht bleibt jedem selbst überlassen und zeigt letztlich auch die eigene Erfahrung.

Wischen mit Papierwischer
Abbildung 2.2

Häufig kommt es vor, dass nicht immer gleich sofort ein gleichmäßiger Übergang erreicht wird (siehe Abbildung 2.3). Vor allem tritt dies auf, wenn die zu verwischenden Flächen einen sehr deutlichen Kontrast aufweisen bzw. die Abstufung von hell nach dunkel sehr stark ist. Hierbei hilft es, den Übergangsbereich mit einem Bleistift (in meinem Falle mit einem Druckbleistift HB) nachzuarbeiten und hinterher das Wischen mit dem Papierwischer zu wiederholen (siehe Abbildung 2.4). Mit etwas Übung erhält man dann einen schönen gleichmäßigen Verlauf wie er in Abbildung 2.5 zu sehen ist.

Verwischte Beispielfläche
Abbildung 2.3
Fläche mit Bleistift überarbeiten
Abbildung 2.4
Fertige Beispielfläche
Abbildung 2.5

Einen räumlichen Kegel zeichnen

Gerade bei räumlichen Objekten ist ein gleichmäßiger, weicher Tonwertverlauf oft erwünscht. Was ich zuvor mit dem Rechteck beschrieben habe, möchte ich nun an einem gezeichneten Kegel erläutern.

Zuerst zeichne und schraffiere ich mit einem Bleistift der Stärke HB den gesamten Kegel. Auf der Schattenseite verwende ich dann jedoch einen etwas weicheren Bleistift, in diesem Falle einen der Stärke B (siehe Abbildung 3.1).

Gezeichneter Kegel ohne Papierwischer
Abbildung 3.1

Um nun die räumliche Darstellung des Kegels, wie diese in Abbildung 3.3 zu sehen ist, mehr zu verdeutlichen, versuche ich nun das auf den Kegel fallende Licht durch Radieren auf der rechten Seite anzudeuten. Der Schatten auf den Boden als auch der Eigenschatten des Kegels wird anschließend mit einem weichen Bleistift der Stärke B3 nachgezeichnet.

Gezeichneter Kegel mit Papierwischer
Abbildung 3.3

Schlussbemerkung

Was ich zu Anfang nicht erwähnt habe, ist die Tatsache, dass Bleistiftzeichnungen, bei denen auch Papierwischer zum Einsatz kamen, in der Kunstszene nicht gerne gesehen sind. Hier bevorzugt man künstlerische Schraffuren z.B. die Kreuzschraffur, wie man diese auch häufig bei Tuschezeichnungen verwendet. Ich persönlich zeichne sehr gerne mit Papierwischer. Versuche aber auch ab und an, gänzlich auf diese zu verzichten und widme mich den Schraffurtechniken.

Die nachfolgende Abbildung 4.1 zeigt zum Schluss dieses Artikels eine Zeichnung bei der ich eine Kerze mit und ohne Papierwischern gezeichnet habe.

Vergleichsbild mit und ohne Papierwischer
Abbildung 4.1

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Frank

    Coole bilder 🙂
    Bis vor ein paar minuten wusste ich nicht was ein papierwischer ist.
    Danke für die info

  2. Sabine Fenkart

    Wie bekomme ich den Papierwischer wieder spitz?

  3. Annette Müller

    Hallo,
    ich würde gerne mal erfahren, wo es Estomben für 1.99? gibt. Was ich finde ist leider deutlich teurer (8-12?).
    LG
    Annette

  4. Babara

    Vielen Dank für die ausführlichen und leicht verständlichen Anleitungen die sehr hilfreich sind. Das ist wirklich Fleißarbeit und hat 5 Sterne verdient!!!!!!

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